
Das Jahr hat gut angefangen, ich dachte, dass es endlich mein Jahr wird. Das hielt für 3 Tage… dann hatte ich mir solidarisch zu meiner Schwester meine Haare auf 3mm abrasiert (sie bekam die Diagnose Epilepsie, nachdem sie durch einen Krampf Hirnbluten und Schädelbasisbruch hatte und für die Notoperation die Haare abrasiert wurden)… Und dann wurde ich krank, verlor meine Stelle bei der Zeitarbeitsfirma und war kurz am Straucheln. Fing mich und ergriff meine Chance und begann im Haus Regenbogen wieder. Es war verbunden mit Sorgen und Ängsten, der Verantwortung nicht gewachsen zu sein und ich war mir auch nicht sicher, ob meine Psyche das schon schafft. Ich begann erstmal als Schulbegleitung für einen Jungen und war damit und mit den geregelten Arbeitszeiten sehr zufrieden. Und dann kam Corona und der erste Lockdown. Keine Schulbegleitung mehr, sondern voll im Gruppenalltag eingespannt. Und da es neben ein, zwei ausgewählten Sozialkontakten keine weiteren in meinem privaten Umfeld gab, konnte ich mich zum Einen ganz auf die Arbeit konzentrieren und zum Anderen hatte ich die Therapie nochmal anders nutzen können und dadurch mich immer besser kennengelernt. Als ich Urlaub hatte im Juni/Juli hatten wir grade die Betreuung von einem Kind beendet, er ist in eine andere Einrichtung gekommen, da er im Familienkonzept nicht mehr tragbar war. Daran hatte ich ziemlich zu knabbern, da ich ihn einfach sehr gerne hatte und auch noch habe. Wir halten weiterhin Kontakt zu ihm. Da unser 18jähriger auch auszog hatten wir dann innerhalb von 4 Monaten zwei Dreijährige aufgenommen, was wirklich noch spannend wird. Unsere Großen sind inzwischen zwischen 8-11 Jahre alt und auch sie sind von Corona sichtlich genervt, zumal Elternkontakte auch sehr schwer sind und so hat irgendwie jeder auf unterschiedliche Weise unter der Pandemie zu leiden…
Ich habe Ende Mai an Ines einen Übernahmevertrag für Kalle gemacht. Ich liebe diesen Hund sehr und sollte er gesichert werden, hat er bei ihr einfach das beste Leben. In den letzten drei Jahren war allerdings so viel los und sein weglaufen war ein Auslöser für sehr vieles, was mit einem Schlag kam und mich überrollte und eigentlich alles aufgearbeitet werden wollte – und zwar sofort und zeitgleich und bitte direkt. Das war zu viel und jedes Mal, wenn ich an ihn denke, kommen diese Emotionen hoch (auch heute noch). Ebenso das Gefühl, nicht zu wissen, was er macht. Ich hatte mich schon länger aus der „Suche“ ausgeklinkt, weil ich es psychisch nicht geschafft habe und es auch finanziell nicht stemmen konnte. Ich bin Ines dankbar, dass sie nicht aufgibt und ihr Möglichstes gibt, ihn doch eines Tages noch zu sichern. Und ich weiß, dass sie für ihn sorgen kann, so, wie er es brauchen wird. Ich würde ständig mit negativen Gedanken konfrontiert, wenn ich ihn sehen würde, da bin ich mir eigentlich sicher.
Im August musste ich feststellen, was eine Umarmung auslösen kann… ich war mit zwei Jungs bei meinen Eltern und am letzten Tag gab es ein Grillen bei meiner Tante. Meine Schwester und ich umarmten uns kurz – das war es, eine kurze Umarmung. Nachdem wir wieder in Braunschweig waren, bekam ich von ihr den Anruf, dass sie in ihrer Kindergartengruppe einen Corona-Verdachtsfall habe. Sie würde sich testen lassen. Da die Inkubationszeit bei mir und den Jungs noch nicht durch war und wir damit noch nicht ansteckend waren, bin ich mit ihnen in die Heide ins Ferienhaus vom Haus Regenbogen, um bis zum Testergebnis zu warten. Das kam allerdings nicht, zwischenzeitlich hatte sich meine Mutter auch testen lassen und nachdem ihr Ergebnis negativ war, sind wir auch ins Haus Regenbogen zurück. Es waren dennoch 13 Tage ohne WLAN, ohne Erwachsene und dafür mit zwei Jungs, die genauso wie ich immer dünnere Nerven bekamen. Es war mir definitiv eine Lehre und ich war dankbar für jeden Zuspruch, den ich in der Zeit erhalten hatte.
Im Oktober konnten wir unsere Reise mit der Familienaußenstelle zusammen nach Schwangau antreten und es waren tolle 10 Tage. Bis wir feststellen mussten, dass wir im tief roten Bereich waren und außerhalb an den öffentlichen Plätzen Maskenpflicht gab und sehr gut kontrolliert wurde. Wir hielten uns dann von Touristenattraktionen fern und unternahmen andere Dinge, die allerdings auch Freude machten.
Während dem ganzen Jahr (seit Corona-Beginn) waren unsere Kids wenn es hochkommt 6 Wochen in der Schule – wir haben eine Genehmigung zum Homeschooling, da (wenn wir einen Corona-Fall hätten) über 400 Leute in Quarantäne müssten. Das Risiko möchte keine Institution eingehen und da wir mehrere Risiko-Leute im Haus haben, ist das so auch ganz gut. Die Schattenseite ist nur, dass die Kinder aufeinander kleben und sich über kleinste Dinge aufregen und wir bekommen die Schulstunden die wir mit den Kindern leisten nicht bezahlt, da die Jugendämter sagen, dass die Schulen ja offen haben und sie aus dem Grund keine Stunden übernehmen. Dass die Kinder durch diese Chance aber seitdem bessere Noten schreiben, sich besser konzentrieren können und generell besser geworden sind, juckt scheinbar keinen… außer uns.
Im November hatte ich nochmal einen ziemlich großen Hänger, hatte mehr mit meiner Vergangenheit zu tun und besonders kurz vor dem Jahrestag von Kalles weglaufen ging es mir richtig mies.
Und dann kam der 1.12, vor dem ich mega Angst hatte, da es auch das erste Mal war, dass ich wieder im Haus Regenbogen gearbeitet habe. Meine Chefin sah, dass es mir nicht gut ging, nahm mich mit auf die Terrasse und fragte, was los sei. Ich antwortete ihr und sie sah mich einen kurzen Moment an und sagte dann das, was mein Leben nun sehr stark verändert hat: „Du bist ein Hundemensch. Der Verlust von Kalle ist tragisch und schlimm. Aber du brauchst wieder einen Vierbeiner in deinem Leben und entweder suchst du dir einen passenden, oder ich besorge dir einen Welpen.“
Ihre Worte klangen in meinem Herzen nach und ich guckte im Internet und fand letzten Endes einen Halter, der Welpen verkaufte. Bernersennen-Bobtail-Mix… und ich war sooooo neugierig, dass ich mit meinem besten Freund hingefahren bin und gucken wollte. Dann legte sich eine Welpendame zu meinen Füßen und schlief ein, wo ich 100%ig überzeugt war, dass sie meine ist. Ich konnte sie am 05.12. mitnehmen und auf der Autofahrt reagierte sie bei dem Namen Lotte, wodurch sie nun so heißt.
Ich bin schockverliebt in dieses Fellknäul und kann mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen, auch wenn sie Kalle nicht ersetzt, so bin ich froh über diese Entscheidung und Möglichkeit, sie mit auf Arbeit zu nehmen. Sie darf dort überall sein, wo ich bin (natürlich abgesehen der Küche) und sie freut sich, wenn wir das Haus ansteuern. Mein Bezugsmädel und sie sind inzwischen kaum zu trennen, wenn wir im Haus sind und so hat Lotte ihren Job sicher, obwohl sie noch nichts macht, außer etwas spielen, fressen und ihr Geschäft und vor allem und am meisten schläft sie dort.
Also zusammengefasst kann ich sagen, dass ich das Beste aus diesem schrägen 2020 gemacht und geholt habe. Ich habe Jesus von den unterschiedlichsten Seiten kennenlernen dürfen und das beste, das er mir dieses Jahr geschenkt hat ist definitiv Lotte. Ich finde immer mehr zu mir selbst, kann mit meiner Hochsensibilität besser umgehen und blühe auch auf Arbeit richtig auf – inzwischen habe ich seit Dezember mein eigenes Wochenende, das ich mit unserer Anerkennungspraktikantin habe, vorher brauchte ich noch die Sicherheit einer meiner festen Kolleginnen, die schon länger da sind als ich – inzwischen klappt das auch so und dient zur Entlastung unserer Chefin und ihrer Familie. Alles in allem und trotz kleiner Tiefschläge war es ein gutes und erfolgreiches Jahr für mich.
Ein besonderer Dank geht an meine Freunde, die mit mir spazieren gingen und gehen und Zeit auf Abstand mit mir verbringen. Ohne euch wäre das Jahr nicht so gut rumgegangen für mich. Ein Dank auch an eine wunderbare Freundin, die ich in diesem Jahr erst kennengelernt habe und sie mir dennoch schon sehr viel bedeutet. Ich weiß gar nicht, wieviel Zeit wir miteinander verbracht haben, aber abgesehen von der Arbeit habe ich mit dir die meiste Zeit verbracht. 🙂 Danke an alle, die mir geschrieben haben, mit mir telefoniert haben oder Videoanrufe genutzt haben. Danke an alle, die ich in diesem Jahr auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen sehen konnte. Und einen riesigen Dank geht an meinen besten Freund, ohne den ich heute so nicht hier schreiben würde oder könnte und von dem das untere Bild ist, nachdem ich sagte, dass Bilder von unten sehr unvorteilhaft sind. Ich muss nämlich zugeben, dass mir das irgendwie gefällt. Und ehrlich? Ein mini klitzekleines bisschen bin ich den ganzen Scheiß um Corona dankbar, denn das hat mir gezeigt, wer zu meinen wahren Freunden gehört und auf wen ich in Zukunft auch verzichten kann (alle, die diese komischen Verschwörungstheorien glauben oder meinen, sie würde es ja nicht betreffen oder „scheiß Maßnahmen – die mit Risiko sollen einfach Zuhause bleiben!“ sagen obwohl sie wissen, das ich zur Risikogruppe gehöre…). Dieses Jahr hat mich wirklich weiter gebracht, als ich am 01.01 gedacht habe und aus diesem Grund freue ich mich auf das kommende Jahr.
Ich wünsche Dir (hervorragend, dass du bis hier durchgehalten hast), dass sich deine Pläne und Ziele für 2021 erfüllen werden und du spüren kannst, dass Jesus an deiner Seite ist. Egal wo du bist und was du durchmachst, du darfst dich darauf verlassen, dass er dich trägt.
